Mecklenburger Seen Runde 2023

Nun ist es im Oktober 2022 dann doch geschehen: Die Anmeldung zum Start bei der Mecklenburger
Seen Runde 300 KM. Vorstellen konnte ich mir eine solch eine Distanz lange nicht. Erst durch die
Überzeugungsarbeit eines Sportfreundes siegte dann doch die Neugier vor dieser Erfahrung. Nach
der Meldebestätigung des Veranstalters war es fix: Strecke/ Startzeit: MSR300 - Guide 30
km/h - 06:45 Uhr, Startnummer 1703, Carsten Niebuhr, Jahrgang 1967, Hasselaner
Triathlon Club e.V.


Im Januar 2023 habe ich dann über das Buchungsportal der MSR im Pfarramt Altentreptow ein
möbliertes Zimmer mit Küche und Bad gebucht. Zwei Nächte erschienen mir sinnvoll, da bei einer
Bruttofahrzeit von geschätzten 11,5 Stunden, an eine vernünftige Rückfahrt am Renntag nicht zu
denken war.


Wie trainiert man eine solche Strecke, wenn man nicht ausreichend Zeit hat? Am 01. März erfolgte
dann bei Dr. Heber einLeistungstest. Der ist ziemlich unerwartet ausgegangen: Hohe
Leistungsfähigkeit, top fit, aber keine Ausdauer. Also mussten die Trainingseinheiten konsequent
umgestellt werden. Es galt zu lernen, dass die Langsamkeit mich schneller und ausdauernder machen
kann. Das hat dann auch beim Elbdeichmarathon in Tangermünde am 23. April gut funktioniert.

 

Mitte Mai war es soweit, der Starttermin nahte. Was alles mitnehmen? Die Wetteraussichten waren
bedeckt, mäßiger Wind aus Nordost, ca. 15 Grad. Hätte auch schlechter sein können.Im Vorfeld hatte
ich mir dank eines Promo-Gutscheins der DTU eine sündhaft teure Radhose von Castelli zugelegt.
Trikot, Armlinge, Windjacke waren bereits vorhanden. Müsste doch reichen?

 

Ein paar Tage vor meiner Anreise am 19. Mai habe ich bei der Unterkunft angerufen und mich
angekündigt. Die freundliche Gastgeberin wusste von nichts. Geht ja gut los. Das Zimmer war mit
Freunden belegt, die das lange Himmelfahrts-Wochenende zu Gast waren. Später stellte sich heraus,
dass die Bestätigung-Mail der MSR in ihrem Spam-Ordner gelandet war. Ich kam dann aber noch im
Gemeindehaus unter. Das war völlig in Ordnung. Es gab einen ganz zauberhaften Familienanschluss
und ich konnte an zwei Abenden in großer Runde essen und mich gut unterhalten. Was für nette
Gastgeber, vielen Dank an Isabell und Michael!

 

Am 19. Mai erfolgte dann am späten Nachmittag die Abholung der Startunterlagen. Um 17 Uhr fand
eine Besprechung am Startzelt mit den Guides statt. Unsere Gruppe bestand aus 15 Starter/-innen
mit zwei Guides, Torsten und Torsten. Mir war es wichtig, mit einer geführte Gruppe zu fahren. Auf
solchen Radsportevents kann es mitunter ganz schön wild und ruppig zugehen. Ich habe da so meine
Erfahrungen aus den Cyclassics in Hamburg und dem Garmin-Velothon in Berlin. Wir lernten uns alle
gleich kennen, mein Gefühl war gut.

 

Am Starttag klingelte um 4 Uhr der Wecker. Ankunft im Startzelt dann um 5:15 Uhr. Ich hatte das
dort angebotene Frühstück gleich mit gebucht. Alles was Kohlenhydrate enthielt wurde angeboten.
Top war der heiße Kaffee.

 

Das Wetter war morgens doch kühler als gedacht. 4 Grad. Na ja, mit meiner Windjacke war es gerade
noch so erträglich…

 

Unsere Gruppe traf sich um 6:15 am Start und um 6:50 Uhr ging es dann los.
Um den Schnitt von 30 Km/h zu erreichen, war es notwendig überwiegend auch sehr viel schneller zu
fahren. Die Strecke ist ein ständiges auf und ab. Am Ende verzeichneten wir 1.818 Höhenmeter. Das
war eine ziemliche Hatz. Wir hatten verabredet, dass vorn ein regelmäßiger Wechsel für die Fahrt im
Wind erfolgen soll. Den Anfang machte ein Starter aus Finnland. Der begann dann mit 45 Km/h
ziemlich übermotiviert. Wir hatten doch noch 290 KM vor uns. Nun zahlte es sich aus, dass wir
Guides dabei hatten. Die führten dann kurz ein freundliches Gespräch mit dem schnellen Finnen. Er
meinte er habe keinen Tacho dabei gehabt und ihm sei kalt gewesen. Ohne Worte. Nun lief es
besser. Wir konnten klönen und die Kilometer spulten sich in der wirklich schönen Landschaft einer
nach dem anderen ab. Verabredungsgemäß machten wir bei Kilometer 80, 160 und 240 eine jeweils
20-minütige Pause. Je länger das Rennen dauerte, desto mehr zehrte das physisch und vor allem
mental an den Startern. Insbesondere nach der letzten Pause wurde es zunehmend schwieriger. Die
Erschöpfung machte sich breit und das gesamte Starterfeld fand sich immer mehr zusammen. Was
für eine Masse an Radfahrern. Ohne die farbigen Bändchen an unseren Helmen, wäre unsere Gruppe
zerrissen. Ab Kilometer 280 ging es bei mir an die Substanz. Ich fuhr nur noch um anzukommen.
Woher die Kraft kam, ist mir ein Rätsel.

 

Schließlich kamen wir um 18:35 Uhr glücklich ins Ziel. Bruttofahrzeit 11:45 Stunden. Mein Garmin
ermittelte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,4 Km/h. Alle unfallfrei und gesund. Das ist bei
dem laufenden PKW-Verkehr nicht selbstverständlich. Außer einer Wespe im Helm bei Kilometer
250, ging alles glatt. Alles reine Nervensache ;-). Gegen 23:30 Uhr kamen auch die letzten Teilnehmer
des gesamten Starterfeldes ins Ziel. Auf der großen Runde waren 2.696 Radler unterwegs, auf der
Frauenrunde waren es 604.

 

Die Sache war schon episch, eine Grenzerfahrung. Vielen Dank für deine Überzeugungsarbeit
Markus! Ich bin glücklich und zufrieden nach Hause gefahren. Ein weiterer Start in 2024? Schau’n wir
mal…

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