37. Müritz Triathlon

In der Woche vor dem Event waren noch einmal jede Menge Eskalationseinheiten angesagt- Motto: viel und möglichst dolle (wie ein blutiger Anfänger) – die Quittung kam am Mittwoch, 3 Tage vor dem Rennen, linker Oberschenkel mit extremen Schmerzen. Da müssen dann die Vollprofis in der Physiotherapie ran, die mich dann doch noch an den Start gebracht haben. (das Team, bestehend aus Ärzt*innen und Physiotherapeut*innen wird irgendwie auch immer größer) Aus der Altmark mit dabei folgende kernige Männer: Carsten, Hoffi, Matze, Tangel und Torsten. Bei den Frauen: Andrea. Vor dem Start die Frage: Wer hat am besten trainiert und kann die beste Leistung abrufen? (is wie Förmchen werfen im Sandkasten, wenn man dann erstmal im Rennen ist). 12 Uhr Schwimmstart, eventuell Gewitter auf der Radstrecke. Was macht man da, wenn es soweit ist? Legt man sich auf den Bauch, kühlt komplett aus und ist dann ein Fall für die Rettungssanitäter oder nutzt man den Blitzeinschlag für Highspeed auf dem Rad, auch wenn es vielleicht nur ganz kurz ist? Vernünftig ist wie tod, nur früher! Dann Schwimmstart, 255 Teilnehmer*innen springen gleichzeitig ins Wasser und wollen alle gleichzeitig um die erste Boje, is wie im Becken voller Piranhas, nur dass man nicht an Körpermasse verliert. Auf jeden Fall ruhig bleiben, nicht das Problem sehen, sondern die Lösung! Einmal volle Lotte Wasser schlucken muss reichen, aber dann auch noch der Wellengang auf der Müritz. Beim Start hab ich voll versagt beim Bedienen meiner Uhr (die Aufregung), also am Ende keine Info zur Schwimmzeit. Jetzt in die Wechselzone und auf die Radstrecke und Feuer frei. Einfach mal ohne auf die Instrumente zu schauen (Puls und Wattmessung), draufdrücken, bis es knallt bzw. hoffentlich gut geht. Hat ja in Arendsee auf der Olympischen Distanz super funktioniert, nur das hier die Rad- und Laufstrecke doppelt so lang sind. Der Tacho zeigt zum Teil über 50 km/h an – läuft! Is ja auch Rückenwind, aber wellig ohne Ende, egal immer drücken, egal ob hoch oder runter. Nach der Wende dann volle Lotte den Wind von vorn und Regen, aber wir sind ja nicht aus Pappe! 2 Runden und dann die bange Frage: Hab ich mich jetzt komplett abgeschossen oder geht noch was beim Laufen? 2 h13 auf der Radstrecke, das hatte ich so noch nicht. Ich sehe Matze in der Wechselzone – or cool, vielleicht doch die Chance, an ihm dranzubleiben beim Laufen. (Er hatte mich ganzschön abgekocht, bei unserer Mitteldistanz auf Malloca) Dann auf die Laufstrecke – Motto: Lieber vorne sterben, als hinten nichts erben!  Also Feuer frei- All out- mit der Chance, bei km 10 für immer liegen zu bleiben. Und ja, der Maximalpuls sollte nicht überschritten werden! Und die bange Frage: Was sagt der linke Oberschenkel dazu? Nach der ersten Wende weiß ich, Torsten ist unglaublich weit vor mir, Carsten zieht durch bei seiner ersten Mitteldistanz, Matze ist nicht auf der Laufstrecke, Tangel auch nicht, Hoffi Anfangs noch zu sehen, später nicht mehr. Und wie bei der 3-Wetter Taft Werbung: der Oberschenkel hält! Dann jetzt die Erinnerung an das Buch: „Siegen ist Kopfsache“ (nicht nur lesen, sondern einfach dann auch machen!) Wenn der Kopf sagt, es geht nichts mehr, ist noch jede Menge Luft nach oben!  Also Eskalationsstufe 2. Wende 2: der Abstand zu Torsten ist signifikant kleiner geworden, aber er ist sehr schnell unterwegs- sein Training hat offensichtlich viel gebracht. Jetzt ruhig bleiben, noch mehr Eskalation führt zum direkten Abschuss! Das nächste Gel möchte entgegen der Einbahnstraßenregelung sofort wieder an die frische Luft, kurz raus nehmen und beobachten- es bleibt drin, also wieder Feuer frei! Dann ist Torsten in Sicht. An dieser Stelle Herzlichen Dank an den lieben Gott, dass er an das Adrenalin gedacht hat! Ohne Red Bull wachsen Flügel! Als ich vorbei ziehe, sagt Torsten. „Super Leistung Jens!“ das pusht. Cool – Danke Torsten! Sind aber noch 5 km bis „nach hause“. Das nächste Gel hat das gleiche Problem mit der Einbahnstraßenregelung, mir geht es kurzzeitig gar nicht gut, aber es bleibt dann doch drin. Ziel in Sicht und ja, 14 Minuten schneller als bei meinem letzten Start an gleicher Stelle 2017. Torsten kommt kurz danach rein- Abklatschen, umarmen – Emotionen pur! Glückwunsch Torsten! Dann kommt Carsten ins Ziel, auch Abklatschen, Umarmen und Emotionen pur! Er hat seine erste Mitteldistanz nach hause gebracht – Glückwunsch!, er sagt dann später. „Wie man einen Ironman über die Ziellinie bringen kann, wird mir ewig ein Rätzel bleiben.“ Matze konnte wegen starker Rückenschmerzen nicht auf die Laufstrecke gehen, Hoffi musste beim Laufen mit Schmerzen im Bein abbrechen, Tangel hatte mit 2 Platten auf der Radstrecke extrem viel Pech. Wir sehen uns bestimmt beim nächsten race! Am Ende folgende Gesamtzeiten: Andrea: 4:56:29, Carsten: 5:08:41, Torsten: 4:45:47 und ich 4:44:57.

 

Und ja, anything is possible!

 

Danke an das Physiotherapieteam um Alex- ohne euch hätte ich nicht an der Startlinie gestanden! Danke an Jette, Silvi, Evi, Nicole und Jörg für den Support an der Strecke!

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