
Nach einem intensiven dreiviertel Jahr Vorbereitung war es am 29. Juni 2025 endlich so weit: der Start bei der Ironman-EM in Frankfurt. Mein Training verlief über weite Strecken sehr
gut. Abgesehen von ein paar Wochen, in denen ich nicht alle Einheiten wie geplant umsetzen konnte, fühlte ich mich gut vorbereitet – insbesondere die letzten 6–8 Wochen vor dem Rennen
waren sehr solide. Auch meine finale Koppeleinheit eine Woche vor dem großen Tag lief vielversprechend.
Doch genau sieben Tage vor dem Startschuss dann der Dämpfer: Halsschmerzen. Ich dachte zunächst an typische Pre-Race-Zipperlein, aber es entwickelte sich eine echte Erkältung. In
der Rennwoche konnte ich so gut wie nichts trainieren, fühlte mich fiebrig, verschwitzt und deutlich geschwächt. Erst am Freitag wagte ich einen kurzen Lauf, Samstag noch ein letztes
Schwimmen – das gab mir etwas Hoffnung zurück. Doch ich spürte: Ich bin noch nicht wieder voll da.
Das Rennen – Ein Kampf gegen den Körper
Beim Schwimmen lief es noch gut. Ich konnte mein Tempo halten (1:45er-Schnitt ohne Neo) und kam zufrieden aus dem Wasser. Auch der Wechsel aufs Rad verlief reibungslos. Doch schon
beim ersten Anstieg versagte meine elektronische Schaltung – ein loses Kabel war die Ursache.
Nach kurzem Anhalten und Beheben des Fehlers ging es weiter, doch wirklich rund lief es nicht.
Ab etwa Kilometer 30 merkte ich, dass der Puls viel zu hoch war – ich fuhr bereits mit reduzierter Leistung und war dennoch dauerhaft im roten Bereich. Ich versuchte, irgendwie in meinem anvisierten Tempo zu bleiben, aber der Körper wollte nicht. Die Hitze – schon vormittags über 30 °C – setzte mir zusätzlich zu. Magenprobleme führten dazu, dass ich auf dem Rad nicht mehr genug Energie aufnehmen konnte. Ich musste mich mehrmals übergeben, verlor Flüssigkeit und Elektrolyte. Beim Abstieg vom Rad spürte ich sofort, dass der Lauf hart werden würde – und so kam es auch. Bereits die ersten Schritte waren von Bauchkrämpfen begleitet.
Der Marathon – Mentales Durchbeißen
Ich lief los, obwohl der Kopf laut „Stopp“ schrie. Meine ursprüngliche Verpflegungsstrategie mit
Gels war nicht mehr möglich – ich stellte auf Banane um und schleppte mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Der Körper überhitzte, der Elektrolythaushalt war
durcheinander, und ab Kilometer 35 begann ich zu taumeln. Gehen an den Stationen wurde zur
Pflicht. Die letzten zweieinhalb Kilometer zogen sich wie ein ganzes Leben. Im Zielbereich kam
alles zusammen: Erleichterung, Stolz, aber auch Enttäuschung. Knapp über 10 Stunden. Die Uhr war längst egal. Es war ein mentaler Krieg mit mir selbst – vielleicht mein körperlich härtestes Rennen, aber ganz sicher mein mental stärkstes. Im Ziel brauchte ich noch medizinische Hilfe, zwei Infusionen später war der Kreislauf wieder stabil.
Fazit – Eine wichtige Lektion
Dieses Rennen war sicher nicht mein bestes – aber vielleicht das wichtigste. Ich habe gelernt,
wie man mit Rückschlägen umgeht, was mentale Stärke wirklich bedeutet, und wie viel man
erreichen kann, wenn man sich durchbeißt – auch wenn der Körper schon längst aufgeben will.
Dass ich in der Slotvergabe zur Ironman-WM in Nizza dann auch noch das Glück auf meiner
Seite hatte, fühlt sich wie ein Ausgleich für all das Pech der letzten Woche an. Ich habe den Slot
mit großer Dankbarkeit angenommen – auch stellvertretend für all die investierte Zeit, die Opfer, die meine Familie gebracht hat, vor allem meine Frau, die mich in allem so stark unterstützt. Ohne sie wäre all das nicht möglich gewesen.
Jetzt heißt es: Erholen, lernen – und den Blick nach vorn richten. Nizza, ich komme!
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